Politcamp: Der Vize-Kanzler hat das Gebäude verlassen.
Resümierend muss ich feststellen, dass sich das PolitCamp mit der bisherigen Zielsetzung im positiven Sinne selbst überlebt hat. Die aus meiner Sicht gesetzten ursprünglichen Ziele, nämlich das Thema Netzpolitik sowohl in den Köpfen als auch im Arbeitsalltag der Politiker zu verankern, sind mindestens mit dieser Konferenz erreicht worden. Jetzt muss die Chance genutzt werden, sich und der Bewegung neue Impulse und damit eine neue Zielrichtung zu geben.
Das Interesse seitens der Politik ist in dem Maße gewachsen, wie das Interesse der Szene nachgelassen hat. 2010 waren in Berlin noch mehr als 800 Teilnehmer beim PolitCamp, dafür vergleichsweise wenig Politprominenz oder Referenten aus den einzelnen Ministerien. Und schon gar kein Landesminister unter den Teilnehmern. 2012 war dies anders. Vielleicht waren nur ein Drittel der Teilnehmer vor Ort als zwei Jahre zuvor, dafür die Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger und der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar auf der Bühne, der Bildungsminister des Saarlands als Teilnehmer und der Vize-Kanzler Rösler auf Stipp-Visite.
Neben Polit-Prominenz waren mit Elizabeth Linder von Facebook auch die großen Player vertreten, einer zumindest. Sie referierte über die Einsatzmöglichkeiten von Social Media am Beispiel Facebook im US-Wahlkampf. Ein heißes Thema in den USA, hierzulande aber noch größtenteils Zukunftsmusik. Auch hier empfinde ich es als großartig, dass eine deutschsprachige Un-Konferenz Themen wie Politik und Social Media miteinander verknüpft und Referenten von Unternehmen wie Facebook anzieht, um ihre Erfahrungen zu teilen und damit einen Ausblick gibt, was wir zumindest für Optionen haben (die ich selber nicht alle zu 100% umgesetzt sehen möchte, wir sind ja nicht die USA).
Schade war, dass ich das Thema Bildung so gut wie nicht wahrgenommen habe. Mit zum Beispiel den EduCamps ist das Thema natürlich gut aufgestellt, beim Thema Bildung sehe ich aber eben auch die Politik in der Verantwortung und das Web als fantastische Bühne, die noch zu wenig genutzt wird (leicht off-topic, aber SofaTutor macht da im Bildungsbereich einen guten Job. Gründerszene meldet gerade heute den Abschluß einer Finazierungsrunde in einstelliger Millionenhöhe).
Wer tiefer in die Materie einsteigen will, liest bei Hansjörg Schmidt einen längeren und ausführlicherer Nachbericht zum #pc12.