This happened. In Hamburg. Und anderswo.

„This happened is a series of events focusing on the stories behind interaction design. Having ideas is easier than making them happen.“ Die Organisatoren von „This happened Hamburg 3“ haben es am 14. September 2012 wieder einmal verstanden, genau diesen Umstand plastisch und zum Anfassen auf die Bühne im großen Saal des Haus III&70 zu transportieren.
(1) Den Auftakt machte Anna Mentzel aus Berlin, die iPad-Apps für Kinder gestaltet. Sie ist selber Mutter und hat die vorgestellte App „Das ist mein Körper – Anatomie für Kinder“ auch gleich am eigenen Nachwuchs getestet. Obwohl ich keine Kinder habe und obwohl man Anna deutlich anmerken konnte, dass sie entweder sehr aufgeregt ist oder nur wenig Erfahrung in der Präsentation vor Publikum hat, haben mich Design, UX und die gezeigten Inhalte zum Kauf inspiriert.
Mein Fazit und persönliche Wertung: Eine Lern-App nicht nur für Kinder, die zeitgemäß und dem Medium entsprechend Wissen vermittelt. Platz 3 von 5.
(2) Mehr nach meinem Geschmack war Kreek, präsentiert von Lukas Höh und Daniel Dormann. Bei Kreek handelt es sich um ein Microsoft XBOX Kinect gesteuertes Interface, welches die klassische zweidimensionale Multitouch-Umgebung um die räumliche Wahrnehmung erweitert. Diese erlaubt dem Nutzer auch eine Steuerung in die Tiefe und lässt dadurch unter anderem Rückschlüsse auf Druck und Distanz zu.
Learnings aus diesem Case: Gute Ideen erfordern kein hohes Budget in der (prototypischen) Realisierung. Insgesamt hat das Team um die beiden 120 EUR an Material investiert, um einen funktionsfähigen Prototypen zu entwickeln. Nutzer lernen den Umgang mit einer für sie neuen Steuerung in der Regel allein durch Beobachtung der Vornutzer und loten willig die Grenzen des Machbaren aus.
Kreek live und in Farbe:
Weitere Infos gibt es auf der Projektseite. Meine persönliche Wertung für den Abend: Platz 2 von 5.
(3) Interaction-Designer Franziska Hübler und Jeremy Tai Abbettwaren die Dritten im Bunde. Wieder ging es um Kinder. Die beiden stellten einen interaktiven Regenmantel für Kinder vor, der beim Schwingen der Arme Töne und Lichtsignale von sich gab. Der Entstehungsprozess des Mantels (Rapid Prototyping, Proof of Concept) war für mich noch das Interessanteste. Die Idee hat sich bei mir einfach nicht so recht einnisten können, was aber vielleicht auch an der Art und Weise lag, wie vorgetragen wurde. Unnützer nützlicher Fakt am Rande, die original Serienlänge in den USA beträgt 24 Minuten. Genau so lange dürfen sich die Kinder von Franziska und Jeremy, die auch privat ein Paar sind, täglich mit Bildschirm-basierten Inhalten beschäftigen.
Meine persönliche Wertung für den Abend: Platz 4 von 5.
(4) Als vorletzter Redferent trat Daniel Scheibel vom New Yorker Design-Kollektiv Red Paper Heart auf die Bühne. Ursprünglich aus Deutschland stammend hat Daniel einige Jahre bei Big Spaceship gearbeitet und dann als Konsequenz daraus mit Freunden Red Paper Heart gegründet. Die von ihm vorgestellte Geschichte eines überdimensionalen Stofftiers ist so viel mehr AWESOME als alle Menschen mit „Free Hugs“ Schildern in den Fußgängerzonen dieser Welt zusammen. Zumindest in meinen Augen.
Die Idee ist so simpel wie genial. Ein riesiger überlebensgroßer Stoff-Teddy, der Dank eingebauter Sensorik quasi als Gradmesser der eigenen erlebten Freude herhält. Mann/Frau wirft sich dem Plüschbären um den Hals, auf den Bauch oder fliegt ihm mit ausgebreiteten Armen nach dem Absprung entgegen. Die Sensorik im Teddy liefert der Software Datenmaterial, aus welchem dann eine entfernt an einen Totempfahl erinnernde Grafik generiert wird. Diese zeigt die Intensität der erlebten Freude beim Hugging ebenso an wie die kinetische Energie, die beim Hugging übertragen wurde. Auf Red Paper Heart lest ihr alles Wissenswerte rund um den Riesenbären und die HUG-PARTY. Meine persönliche Wertung für den Abend: Das absolute Highlight! Platz 1 von 5.
(5) Den Abschluss an diesem Abend machte Dirk Linke von ringzwei mit einem Magazin für iPad des bayrischen KfZ-Herstellers BMW. Dieser glänzte mehr durch die Interaktivität in der Darbietung selbst als durch eine innovative Idee bei der Umsetzung. Präsentiert wurde vom iPad, was scheinbar durch den Adapter zu Beamer/Flat-TV erhebliche Probleme verursachte. Organisator Michael Seifert war so stets zur Hand und folgte gekonnt allen Bewegungsmustern des Referenten, damit die gezeigten Inhalte auch wirklich via Screen das Publikum erreichen konnten. So sah es wohl auch Maximilian Weigl, @mhbhw: „Auf die Bühne ja. Auf das Pad ja eher nicht so. 😉 #interaktion #thham“
Weitere Fotos vom Event gibt es auf der Facebook Page von This happened und hier. Auch die WEAVE hat einen lesenswerten Post zur „This happened Hamburg 3“ verfasst.